Sao Paulo

5 Tage Großstadt mit Kindern. GROSSstadt! 12 Millionen Einwohner, mit umliegenden Gebieten zählt die Stadt 21 Millionen Menschen. Unvorstellbar groß! Wir haben uns für ein paar Tage hier entschieden, um nicht direkt nach dem Flug nach SP die 3 Stunden Busfahrt zu unserem nächsten Aufenthaltsort zu haben. Und auch, weil Wayne hier schon einmal war und mir die Stadt zeigen wollte, er fand es beim ersten Mal schon schön dort. 

Wir haben uns ein Zimmer im Ibis Budget Hotel gebucht. Ein Doppelbett mit einem Hochbett drüber. Ihr könnt euch vorstellen, wer das Hochbett sofort in Beschlag genommen hat! 

SP ohne Kinder wäre für uns sicher voller Programm gewesen. Es gibt hier so unglaublich viel zu tun! Mit Kindern war klar, dass wir uns eher treiben lassen würden. 

Mein erster Eindruck von der Stadt war toll! Viiiiiiele Menschen! Vor allem aber viele unterschiedliche Menschen. Großstadt halt, und dennoch sehr entspannt irgendwie. Es lässt sich schwer beschreiben, SP hat für mich definitiv Flair, was nach meinen Erfahrungen in Fortaleza einfach nur Genuss war! 

Wir haben uns von der Stadt letztlich gar nicht so viel angesehen. SP hat einen hohen Anteil an japanischstämmigen Einwohnern und ein Viertel ist sehr geprägt von ihnen: Liberdade. Aus der Ubahn raus sind wir dort erstmal losgelaufen. Irgendwie wirkte das alles aber gar nicht so japanisch. Unser Handyempfang war schlecht, also mussten wir uns treiben lassen. Nun gut, so sehen wir ja auch was von der Stadt. Nur eben nicht das japanische Viertel. Aber wo war der Fehler? Wir wussten es nicht, waren aber enttäuscht, kein japanisches Restaurant zu finden. Auf dem Weg zurück zur Ubahn stellen wir dann fest, dass wir von vorneherein in die falsche Richtung gelaufen waren..... genau aus dem anderen Ubahn-Ausgang raus war nämlich alles japanisch! So kanns gehen. Wir haben uns die Ecke dann noch kurz angeguckt und uns wieder auf den Rückweg gemacht. Die Geduld der Kinder war dann nämlich auch am Ende. Immerhin haben wir es noch kurz gesehen. 

Ein weiterer bekannter Ort in SP ist der Parque do Ibirapueira, letztlich einfach nur ein Stadtpark, aber passenderweise sehr groß, sehr schön, mit einem tollen Spielplatz und einem Afromuseum, dass leider geschlossen war, als wir da waren. Ein Grund für mich, bei Gelegenheit vielleicht nochmal ein paar Tage hier einzubauen. 

Eine Straße voller Bars und Restaurants ist die Avenida …. Einmal waren wir hier Abends in einer Ecke essen, wo es nur Streetfood gibt. Mit viel Musik, Djs, viele alternative Menschen – genau mein Ding. Ich wäre wohl auch tagsüber Dauergast in dieser Straße, wenn ich ohne Kinder dort wäre :-) 

Wir haben ganz in der Nähe der Avenida Paulista gewohnt, eine riesige, sehr bekannte Straße mit viel Verkehr (wie eigentlich überall in SP, im Stau zu stehen gehört hier wohl einfach dazu). Jeden Sonntag Nachmittag ist die Straße aber für den Verkehr gesperrt und Fußgänger können ganz in Ruhe schlendern. Eine Beschäftigung für Einheimische und Touristen. Es gibt Straßenkünstler, Verkäufer und Straßenmusik. Hier haben wir wieder festgestellt, dass es einfach Dinge gibt, die jeder unterschiedlich macht und, dass alles gemeinsam durchzuziehen nicht immer die beste Methode ist: Wir schauten uns zunächst ganz in Ruhe einen Slackliner an, der seine Line über einer Unterführung gebunden hatte! Langsam sind wir weiter geschlendert und kamen zu einem Seifenblasenkünstler, der nicht nur selbst Riesenseifenblasen gemacht hat, sondern auch extra kleine Stöcke da hatte, damit die Kinder es selbst mal ausprobieren konnten. Was für ein Spaß für Senia und mich! Wir haben dort richtig lange mitgemacht, die Kids entspannt, ich damit automatisch auch. Wayne wurde nervös. Als ich dann beim nächsten Straßenkünstler lange anfing zu quatschen, wurde er einfach nur genervt. Wayne möchte immer gerne einmal schnell alles gesehen haben und dann am Ende schlendern, anstatt erst zu schlendern und dann eventuell nicht alles gesehen zu haben. Wir haben uns dann getrennt, zunächst eher im Gezicke. Später haben wir uns wieder getroffen und in Ruhe besprochen, dass es einfach Dinge gibt, die wir unterschiedlich angehen und dann auch lieber getrennt machen sollten, bevor einer sich total schlecht fühlt. Wir merken immer wieder auf dieser Reise, wie viel es auszuhandeln gibt, damit es allen gut geht! 

Was von Sao Paulo auf jeden Fall hängen geblieben ist sind die Menschen, die wir getroffen haben! 

Ich hatte über eine Sprachlern-Kontakte-App Bruno aus SP kennen gelernt, der Brasilianer ist aber auch deutsch spricht, bzw. lernen möchte. Wir haben uns also zum gemeinsamen Essen verabredet für Samstag Abend. Ich hatte ihn gebeten, nach einem passenden Restaurant zu gucken. Passend bedeutet für uns immer: nicht zu schick und nicht zu eng, da wir ja nunmal mit zwei Kindern kommen. Soweit so gut. Wir treffen uns mit Bruno und seiner Freundin, fahren mit ihm zum Restaurant, das in einer Shopping Mal ist. Hmmm... die Mall sieht super schick aus.... Hmmm.... das Restaurant: Auch! Sch*****! So ein Restaurant mit weißen runden Tischen, eingedeckt mit verschiedenem Besteck und verschiedenen Gläsern. Ich frage mich von nun an, was wo in unserer Kommunikation schief gelaufen ist und was an „nicht schick“ so konträr falsch zu verstehen war... Jedenfalls entscheide ich mich bei Betritt des Restaurants, mich mit einem Glas Wein zu beschwipsen und hoffe darauf, dass meine Kinder so ganz kinduntypisch ruhig am Tisch sitzen. Was soll ich sagen: Alles verläuft ohne Glas- oder Geschirrbrüche und ruhig. Wir essen sehr gutes Essen, die Kinder laufen und krabbeln etwas umher, beschäftigen sich zufrieden und wir kommen auch dazu uns zu unterhalten. Bruno erwähnt am Rande, dass ein paar Tische weiter einer der wenigen Billionäre Sao Paulos sitzt. Wayne und ich beginnen sofort eine Unterhaltung darüber, ob es mehr Sinn macht, dass er mit seinem Witz oder ich mit meiner Weiblichkeit überzeuge :-D Ein interessanter und auch wirklich lustiger Abend! Bruno ist jünger als wir, 30. Das Restaurant ist scheinbar sein liebstes. Er ist Anwalt und besitzt eine Fabrik. Wow. Er verdient offensichtlich gutes Geld und hat keine Vorstellung davon, wie ein Leben mit Kindern ist. Wir erzählen ihm, dass wir die nächsten 4 Wochen an die Küste von Sao Paulo fahren und fragen, ob sie nicht mal am Wochenende kommen wollen. Nein, dafür haben sie keine Zeit. „Wir arbeiten hier ständig“. Und das ist dann einfach wirklich nicht unsere Vorstellung von Leben. 

An einem anderen Abend treffen wir Raquel wieder, die wir im Flug nach Sao Paulo kennen gelernt haben. Sie lebt in Fortaleza, kommt aber regelmäßig nach SP und lebt dann dort mit ihrem Freund José. Sie ist 29, er 64. Seit 4 Jahren sind sie ein Paar und ein gutes Team, wie sie sagen. Er hat zwei Kinder, sie kann sich Kinder aktuell so gar nicht vorstellen. Beide sind Anwälte und arbeiten gefühlt auch rund um die Uhr. Wenn sie Urlaub haben, bereisen sie die Welt. José liebt Deutschland und spricht auch recht gutes deutsch! Wir sind zum Abendessen zu ihnen und es war wie Freunde treffen! Zufällig hatte Raquel eine Frozen-DVD da und so schonmal Senias Herz gewonnen :-) In Roxas ist hier sowieso jeder verliebt. Es war einfach ein unglaublich entspannter Abend mit dem leckersten Aprikosenkäse ever! Es sollte auch nicht das letzte Treffen mit den beiden gewesen sein. 

Eine weitere SP-Bekanntschaft ist Julia, die wir zusammen mit ihrem Hund auf einem Spielplatz kennengelernt haben. Sie ist Englischlehrerin an einer englischen Schule. Julia hat in den 1,5 Stunden mit uns auch über Gott und die Welt geredet. Dafür liebe ich die Brasilianer: Sehr offen und wenn Zeit da ist und die Sprachbarriere nicht zu groß sind die Themen selten nur oberflächlich. Es ging viel ums Thema Rassismus in Brasilien. Alltagsrassismus ist hier an der Tagesordnung, die Diskriminierung auch durch öffentliche Stellen oder die Polizei leider wohl alltäglich (und sie weiß, dass sie von ihrer weißen Hautfarbe ständig profitiert). Auch hat sie mit uns über die Sicherheit in SP gesprochen. Es wirkte auf uns nicht viel unsicherer als jede andere Großstadt. Julia meint aber, dass der Unterschied darin liegt, dass derjenige, der dich überfällt, wohl keine Anstalten macht, im Zweifel seine Waffe zu benutzen. Bewaffnete Überfälle sind scheinbar an der Tagesordnung, sie selbst ist zwei Mal überfallen worden. Einmal hat ihr ein Fahrradfahrer die Tasche aus der Hand gerissen. Sie war so empört und wütend, dass sie ihm hinterhergerannt ist und am Ende die Tasche zurück bekommen hat! Klingt witzig, nur meinte sie, dass das im Effekt war und genau genommt verdammt gefährlich... Was sie wie viele andere hier auch sagt: Brasilien ist ein tolles Land, die Regierung und die Korruption aber eine Vollkatastrophe. 

Und zu guter Letzt, einer meiner Lieblingsorte in Sao Paulo: Ein Waschsalon, der gleichzeitig eine Bar, ein Restaurant und ein Friseursalon ist! Unglaublich gute Idee, wunderschön gestaltet, super praktisch! Wir haben unsere Kleidung gewaschen und gleichzeitig einen leckeren Burger und eine mega leckere Waffel gegessen :-) Ja, das war toll... hmmm...

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